Die lokalen Landtagsabgeordneten Felix Martin und Hans-Jürgen Müller (Grüne) erklären: „Es ist befremdlich, dass das Wirtschaftsministerium im Namen den ländlichen Raum führt, aber keine einzige Zuständigkeit für den ländlichen Raum hat. Diese liegen weiterhin im Landwirtschaftsministerium. Das der SPD-Wirtschaftsminister jetzt aber auch noch einen ehemaligen SPD-Landtagsabgeordneten als Beauftragten für den ländlichen Raum benennt - ohne Ausschreibung und ohne förmliches Besetzungsverfahren - ist ein dreister Vorgang.
Nach einem Dreivierteljahr SPD-Regierungsverantwortung in Hessen herrscht in den Ministerien eine ungenierte SPD-Parteibuchwirtschaft. Neben John betrifft das auch Berivan Sekerci, eine ehemalige Mitarbeiterin der SPD-Fraktion, die jüngst von der SPD-Sozialministerin zur Beauftragten für Antidiskriminierung ernannt wurde. Beides neu geschaffene hauptamtliche Stellen. Aber auch die CDU ist betroffen: Neuer Beauftragter für Heimatvertriebene ist ein CDU-Landtagsabgeordneter und auch die neu geschaffene Stelle eines Kinderschutzbeauftragten geht wohl an einen CDU-Abgeordneten. Auch unter Grüner Regierungsverantwortung wurden diverse Beauftragte neu besetzt, dabei wurde sich mit neuen Stellen aber zurückgehalten und bei der Besetzung kamen unabhängige Wissenschaftler und Experten zum Zug, nicht jedoch amtierende oder ehemalige Abgeordnete.
Wir haben bezüglich der ländlichen Räume in Hessen kein Erkenntnisproblem, im Aktionsplan ‚Starkes Land – gutes Leben‘ sind die Herausforderungen beschrieben: Gute und erreichbare Gesundheitsversorgung, Mobilitätsangebote für alle Altersgruppen und Generationen, flächendeckende und schnelle digitale Infrastruktur, gute Bildung und Betreuung sowie bessere Finanzausstattung für die ländlichen Kommunen. Statt weitere Beauftragte zu ernennen und damit Doppelstrukturen und Kompetenzgerangel zu erzeugen, sollte die Landesregierung die Maßnahmen aus dem Aktionsplan weiter umsetzen und den Katalog von Vorschlägen weiterentwickeln und aktualisieren.“