In nahezu allen Branchen gibt es inzwischen einen massiven Mangel an Fachkräften.
Ein gravierender Auslöser für den Fach- und Arbeitskräftemangel ist der demographische Wandel, wodurch insgesamt weniger Menschen für den Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Außerdem hat Deutschland eine der höchsten Teilzeit-Quoten in Europa und die zweitniedrigste durchschnittliche Wochenarbeitszeit.
Besonders deutlich werden der Fach- und Arbeitskräftemangel in Branchen mit schlechteren Arbeits- oder Ausbildungsbedingungen. Also etwa dort, wo niedrige Löhne gezahlt werden oder Auszubildende nach wie vor ein Schulgeld entrichten müssen.
Es braucht deshalb mehr Menschen, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen sowie eine Verbesserung von Arbeits- und Ausbildungsbedingungen. Wenn man bedenkt, dass die Arbeitslosenzahlen insbesondere bei Menschen mit akademischer Ausbildung aktuell hoch sind, während viele Ausbildungsberufe händeringend gesucht werden ist zudem ein Umdenken in der Gesellschaft erforderlich. Ein Studium ist längst kein Garant mehr für einen gut bezahlten Job.
Arbeitsverbote abschaffen, den ersten Arbeitsmarkt öffnen und Bedingungen schaffen, die die Menschen gesund halten.
Vor diesem Hintergrund können wir uns Arbeitsverbote nicht mehr leisten. Deshalb sollten Geflüchtete früher ihr eigenes Geld verdienen oder eine Ausbildung antreten dürfen, als das bislang der Fall ist. Außerdem braucht es Unterstützungsmaßnahmen, damit mehr Menschen mit Behinderung eine Chance haben, auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß fassen zu können.
Man muss nicht bloß von einem Job leben können, sondern man muss auch mit ihm leben können. Es braucht deshalb Arbeitsbedingungen, die gesund halten und die auch das Arbeiten in Vollzeit ermöglichen. Zudem tragen Investitionen in Kitas, Schulen und Pflegeeinrichtungen zu einer größeren Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei.
Hessen ergreift konkrete Maßnahmen für die Ausbildung in Mangelberufen.
Unter anderem über das neue Bündnis Fachkräftesicherung engagieren wir uns zusammen mit Ausbildungs- und Arbeitsmarktakteur*innen, um mehr Menschen für die Pflegeberufe zu gewinnen. Diese Bemühungen zeigen Früchte: Wir bilden heute mehr Pflegefachkräfte sowie Hilfskräfte aus als je zuvor.
Mit dem deutschlandweit einzigarten Pflegequalifizierungszentrum fördern wir die Anerkennung ausländischer Abschlüsse und die nachhaltige Integration von internationalen Pflege- und Gesundheitsfachkräften. Das Land übernimmt außerdem das Schulgeld für Auszubildende in vielen Gesundheitsfachberufen.
Mit der Landarztquote verbessern wir die medizinische Versorgung im Werra-Meißner-Kreis und anderen ländlichen Gebieten. Über diese reservierten Plätze können Menschen Medizin studieren, die in Hausarztpraxen oder als Facharzt im Gesundheitsamt in ländlichen Gebieten tätig sein möchten. Im Auswahlverfahren geht es neben dem Notendurchschnitt der Bewerbenden auch um die persönliche und fachspezifische Eignung.
Wir haben die Mindestklassengröße in den Berufsschulen von bislang 15 Personen pro Klasse auf nun 12 Personen pro Klasse im ersten Lehrjahr gesenkt, um die Beruflichen Schulen in ländlichen Gebieten zu stärken. Außerdem hat sich das Land bekannt zum Erhalt aller Standorte der Beruflichen Schulen in Hessen.
Hessen fördert in diesem Jahr 1.000 angehende Erzieher*innen in der praxisintegrierten vergüteten Ausbildung - so viel wie kein anderes Bundesland. So bekommen mehr angehende Erzieher*innen eine Ausbildungsvergütung und müssen kein eigenes Geld mehr mitbringen. Das macht die Ausbildung insgesamt attraktiver, die beispielsweise an der Beruflichen Schule in Witzenhausen absolviert werden kann.
Außerdem haben wir bereits rund 3.000 Arbeitsplätze in der öffentlichen Verwaltung in den ländlichen Raum verlagert und siedeln gezielt neue Einrichtungen dezentral an, um die Arbeit zu den Menschen zu bringen.
Aber es braucht noch größere Kraftanstrengungen.
Trotz vielfältiger Maßnahmen ist der Bedarf an zusätzlichen Fach- und Arbeitskräften enorm. Deshalb fordern wir Grüne von der neuen Landesregierung zum Beispiel, dass sie noch vorhandene Schulgelder in der Berufsausbildung abschafft, Praktika und Berufsvorbereitung auch im Gymnasium selbstverständlich werden und Azubiwerke für günstigen Wohnraum für Auszubildende sorgen.